© Christian Werner
Neue Kompetenzen, veränderte Aufträge, automatisierte Prozesse – Künstliche Intelligenz beeinflusst zunehmend die Designbranche. Doch welche Herausforderungen resultieren daraus für angehende Designer? In dieser Folge begrüßen wir Dominik Schumacher, Professor für Interaction Design Technologies, Studiengangsleiter des Masters Interaction Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal und Projektleiter im Ladengeschäft Schauwerk. Gemeinsam mit Peter Kann spricht er über sein aktuelles Seminar „Explaining AI“, in dem Studierende – basierend auf Kate Crawfords „Atlas of AI“ – ein kritisches Verständnis und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI entwickeln. Im Mittelpunkt steht hierbei nicht nur das Beherrschen der technischen Möglichkeiten, sondern ebenso die bewusste Reflexion der eigenen Rolle als zukünftige Gestalter dieser Technologie. In der Folge wird außerdem thematisiert, wie neue Technologien Fotografie und Grafikdesign verändern und welche Chancen und Herausforderungen KI als Co-Creator mit sich bringt.
Foto: Christian Werner
Moderation: Peter Kann
Schnitt & Text: Julia Fritz
Transkript Stafel 3, Folge 04 Dominik Schumacher
00:00:04 SPEAKER_02
Willkommen bei KI Insights, ein Podcast vom Projekt ZAKKI an der Hochschule
Magdeburg -Stendal. Hier teilen Expertinnen verschiedenster Disziplinen ihre Einblicke
in die facettenreiche Welt der künstlichen Intelligenz. In der dritten Stafel erwarten Sie
spannende Data Science Use Cases aus Forschung und Industrie, datengetriebene
Ansätze und Techniken des maschinellen Lernens sowie gesellschaftliche Fragen rund
um das Thema KI.
00:00:30 SPEAKER_01
Liebe Hörerinnen und Hörer, willkommen zurück zum KI -Insights -Podcast des Projekts
ZAKKI der Hochschule Magdeburg -Stendal. Mein Name ist Peter Kann vom AI Social Lab
und ich freue mich, diesmal einen Kollegen von der Hochschule Magdeburg -Stendal
begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen, Professor Dominik Schumacher.
00:00:47 SPEAKER_00
Ja, hallo Peter, grüß dich.
00:00:49 SPEAKER_01
Ja, hallo Dominik, herzlich willkommen. Magst du dich vielleicht kurz selbst vorstellen?
00:00:53 SPEAKER_00
Ja, natürlich, sehr gerne mache ich das. Ja, mein Name ist Dominik Schumacher. Ich bin
hier Professor für Interaction Design Technologies. Seit 2016 bin ich hier auch berufen
worden. Bin seitdem eigentlich auch Studiengangsleiter hier für den Master Interaction
Design. Mit Professor Stefi Husslein mache ich das zusammen. Leite den
Weiterbildungsstudiengang Crossmedia, auch stellvertretend den Master Digital
Business Management. Und bin hier auch Projektleiter im Ladengeschäft Schauwerk
.design. Also den Laden werden einige aus Magdeburg wahrscheinlich auch kennen.
00:01:24 SPEAKER_01
In dieser Folge wollen wir unseren Blick richten auf ein Seminar, das du in diesem
Semester gegeben hast und das den Titel trug Explaining AI. Stattgefunden hat das
Ganze im Rahmen des Masterstudiengangs Interaction Design. Und vielleicht kannst du
ganz kurz für unsere Hörerinnen und Hörer mal erklären, worum es eigentlich beim
Studiengang Master Interaction Design geht.
00:01:46 SPEAKER_00
Ja, der Master Interaction Design ist aufbauend auf unseren Bachelor Industrial Design.
Das erklärt das so ein bisschen auch nochmal. Der Bachelor Industrial Design ist
fokussiert auf Produktdesign mit technischen Produkten und den lehren wir eigentlich
von Anfang an auch schon mit der Interaktionsgestaltung. Das heißt, da schauen wir uns
immer schon auch an, wie wir mit Produkten interagieren und zwar von… rein
softwarebasierten Produkten bis hybriden, aber auch von ganz analogen Produkten. Der
Master ist wiederum die Spezialisierung, dass wir in die Bachelor fertig sind, sich
nochmal spezialisieren können dort eben auf die Gestaltung von der Interaktion, also
dann nochmal wirklich eine ganz spezielle Fokussierung von der Interaktion an sich und
da eben auch mit einer sehr starken, sage ich mal, Technikorientierung. aber eben auch
diese vor dem Hintergrund eben unserer Gesellschaft und gesellschaftlichen
Herausforderungen, die eben durch die Digitalisierung immer herausfordernder werden
oder immer weiter auch an uns und die Gesellschaft angepasst werden müssen.
00:02:54 SPEAKER_01
Genau, in dem Rahmen ist ja, glaube ich, auch dein Seminar Explaining AI zu verstehen.
Vielleicht kannst du mal ein bisschen ausführen, sozusagen, was verbirgt sich hinter
dem Titel? Wie bist du darauf gekommen? Welche Inhalte sind eigentlich da Thema
gewesen?
00:03:09 SPEAKER_00
Ja, nun, AI ist das Schlagwort, würde ich mal sagen, der letzten anderthalb Jahre so
gewesen. Seitdem JetGPT aufkam und so diesen Durchbruch hingelegt hat, den wir jetzt
gerade auch erleben, ist dieses Thema eigentlich in aller Munde und alle reden sie
immer von künstlicher Intelligenz und so weiter. Für mich ist dieses Thema, sage ich
mal, nicht komplett neu. selbst lernenden Algorithmen, die Muster erkennen,
beschäftigt. Und deswegen ist für mich dieser Titel Künstliche Intelligenz immer auch so
etwas sehr stark Verklärendes. Und vielen Leuten im letzten Jahr oder anderthalb Jahren
habe ich immer wieder erklären müssen, was da eigentlich im Hintergrund passiert.
Darum dachte ich mir, ja, warum nicht einfach mal mit Studierenden einen Kurs
machen, wo wir uns eben dieser Technologie, dieser sehr populären Technologie
einfach widmen, wirklich in die Tiefe reingehen und dass einerseits die Studierenden
eben auch vor dieser Herausforderung gestellt werden, diese Technologie eben auch so
weit zu verstehen, dass sie sie eben auch für andere erklären können, sodass eben
auch, ich habe es immer gesagt, meine Mutti das auch versteht, was da so im
Hintergrund passiert. Und so ist das irgendwie zu diesem Titel gekommen.
00:04:29 SPEAKER_01
Kann man vielleicht sagen, dass du aber mit Explaining AI einen Blick gerichtet hast, der
sich vielleicht eher auf gesellschaftliche Fragen und deren Aufklärung richtet, als
vielleicht eher auf technische Aspekte zum Beispiel, über die man ja auch erklärend
wirken könnte. Du hattest als Basislektüre deines Seminars, würde ich es mal nennen,
den Atlas of AI von Kate Crawford gewählt. Vielleicht kannst du mal kurz sagen, Warum
du sozusagen diese Seminarlektüre gewählt hast, es gibt ja auch andere Publikationen,
die sich mit den gesellschaftlichen Implikationen von KI kritisch auseinandersetzen und
auch der Atlas of AI gibt natürlich einen relativ spezifschen Blick sozusagen auf das,
was künstliche Intelligenz aus gesellschaftlicher Perspektive bedeutet, hervor. Wie bist
du genau dazu gekommen?
00:05:17 SPEAKER_00
Ja, wie kommt man zu einem Buch? Naja, also man kommt Bücher, indem man Bücher
liest und einem bestimmte Bücher aus bestimmten Aspekten gefallen. Die Geschichte,
dass ich mich mit künstlicher Intelligenz näher auseinandersetze, ist eigentlich auch
schon länger, als ich an der Hochschule 2016 angefangen habe. waren zum Beispiel die
Snowden -Papiere gerade draußen. Auch in den Snowden -Papieren ist eigentlich klar
geworden, was mit Datenauswertung passieren kann und auch aktuell oder zu diesem
Zeitpunkt auch sehr stark passiert ist. Das waren nicht die schönsten Erkenntnisse, die
man da gewonnen hatte. Und auch damals habe ich den Kurs die Sichtbarkeit der Dinge
genannt, mich mit Data Mining, Datenauswertung beschäftigt. Also auch damals war
schon… Das Thema Datenauswertung eher aus, sage ich mal, einer technischeren
Perspektive, auch Thema Diskurses. Aktuell in dem Diskurs von künstlicher Intelligenz
dominierte für mich immer viel mehr der Diskurs, wie können wir diese Tools jetzt
anwenden, wie kann ich so das Beste rausholen aus den Tools. Und das hat mich
irgendwann auch gelangweilt, sage ich vielleicht auch. Ich fnde eigentlich den Blick
hinter einer Technologie einfach oftmals viel spannender. Und da bin ich eben auf
dieses Buch von Kate Crawford gekommen, Atlas der AI, der auch gerade frisch
übersetzt wurde in die deutsche Sprache, was ich sehr gut fand für Studierende, die jetzt
oftmals nicht so gerne Englisch lesen. Und fand dieses Buch einfach sehr gut, weil es
sehr unterschiedliche Aspekte der künstlichen Intelligenz beleuchtet. Die künstliche
Intelligenz nochmal aus ganz anderen Blickwinkeln betrachten, wie Energieverbrauch,
Ressourcenverbrauch, Arbeitseinsatz. Viele sagen immer, künstliche Intelligenz wird so
viel Arbeit sparen. Aber es muss eigentlich, und das wird irgendwie viel nicht gesehen,
künstliche Intelligenz muss erst mal von sehr günstigen Fachkräften, sage ich mal,
geschult werden und so weiter. Das heißt, es fndet da ganz viel in so einem Grau – oder
Schattenbereich statt, den dieses Buch auch beleuchtet. Und darum fand ich dieses
Buch sehr gut, gerade wenn man den Anspruch hat, eben so eine kritische Refexion
dieser Technologie anzuregen. Und wollte dieses Buch und den Inhalt dieses Buch eben
auch dann als Grundlage nehmen, dass die Studierenden Artefakte gestalten, die eben
diese Thematiken des Buches aufgreifen und für Menschen jegliche Altersklasse
zugänglich machen.
00:07:51 SPEAKER_01
Wie wurde das denn von den Studierenden eigentlich aufgenommen? Hatten die einen
guten Zugang dann zu den Inhalten oder war es schon bekannt vielleicht auch in Teilen?
00:08:01 SPEAKER_00
Ja, also der Masterkurs, den wir haben, der ist dreisemestrig. Das heißt, die haben zwei
Semester mit uns Projektkurse, wovon ein Semester ich mache und ein Semester meine
Kollegin, mit der ich den Studiengang zusammenleite, von Professor Husslein. Das
heißt, jeder Student hat mich nur einmal. Das heißt, die Studierenden, die ich da jetzt
hatte, kannten mich und meine Herangehensweise auch nicht. Und auch nicht, dass ich
mich gerne mit Daten, Datenstrukturen wie Daten verarbeitet arbeite und die
gesellschaftlichen Implifkationen von selbigen sehr gerne beschäftige. Das heißt, wären
die Studenten vor zwei Jahren schon da gewesen, hätten sie eine Ahnung gehabt, aber
so waren die erst mal ahnungslos. Und ich muss sagen, die haben sehr schnell Feuer
gefangen. Wir hatten eine sehr internationale Studierendenschaft auch da. Wir hatten
auch sehr viele aus dem asiatischen und chinesischen Raum und die waren hellauf
begeistert, war natürlich alles auch fankiert von Theoriekursen, die sich eben mit dem
Panoptikum zum Beispiel beschäftigen und so weiter. Das heißt, das wurde auch mit
den philosophischen Grundlagen natürlich auch nochmal untermauert. Aber die
konnten sehr gut Bezüge zwischen den unterschiedlichen Kursen herstellen und waren
eigentlich ganz begeistert, da sozusagen diese kritische Perspektive zugänglich zu
machen und auch auf einfache Interaktionen runterzubrechen.
00:09:26 SPEAKER_01
Wenn man jetzt ein bisschen über diese reine Seminarlektüre oder auch das Seminar
hinausdenkt, wie siehst du das? Welche Relevanz hat eigentlich diese
Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Fragen rund um KI für angehende
Designerinnen und Designer prinzipiell? Wir haben ja auch nochmal hier sehr spezielle
DesignerInnen.
00:09:41 SPEAKER_00
haben ja auch nochmal hier sehr spezielle DesignerInnen. Also generell für
DesignerInnen ist das Thema natürlich wichtig, weil ich fnde, wir sollten Technologie
nicht einfach nur anwenden, sondern wir sollten immer auch mit einbeziehen in der
Anwendung von technischen Produkten. Was steht dahinter diesen Produkten? Und was
mache ich da eigentlich, wenn ich da prompte? Was kommt da vielleicht auch dann raus
oder eben auch nicht raus? Und jetzt haben wir natürlich nochmal eine ganz spezielle
Sorte von GestalterInnen, die wir hier ausbilden. Es geht ja um
InteraktionsgestalterInnen. Das heißt, die InteraktionsgestalterInnen, die wir ausbilden,
werden wahrscheinlich Menschen sein, die später in großen Konzernen oder
selbstständig oder in Kulturbetrieben, wenn sie für Museen oder für
Bildungseinrichtungen arbeiten, Produkte herstellen, die sozusagen NutzerInnen
bestimmte Möglichkeiten zur Verfügung stellen oder nicht zur Verfügung stellen. Und
auch auf bestimmte Art und Weisen zur Verfügung stellen, die eben auch inkludiert oder
auch exkludiert immer Menschen. Ich fnde, dass diese angehenden
InteraktionsdesignerInnen ein sehr gutes Gespür dafür haben müssen, was bewirkt ihr
Design später. Das heißt, die müssen in der Lage sein, ihre Designs vor dem
gesellschaftlichen Hintergrund auch zu refektieren, um vielleicht auch entscheiden zu
können, oh, hier mache ich etwas. was vielleicht mit unseren demokratischen
Grundwerten gar nicht so übereinstimmt. Da fnde ich gerade diese ethische
Auseinandersetzung eigentlich sehr wichtig. Und gerade wenn es um so komplexe
Produkte geht wie KI, wo wir ja oftmals gar nicht die Algorithmen oder die Art und Weise
kennen, wie diese… Algorithmen funktionieren, die können wir ja gar nicht angucken.
Wir können uns nur die Resultate angucken. Und das, was wir reingeben zum Training,
gerade bei solchen komplexen Produkten ist das sehr wichtig, dass man sich nicht
hinterher versteckt und sagt so, ja, das habe ich ja nicht gewusst.
00:11:48 SPEAKER_01
Genau. Ich höre da so ein bisschen raus, dass das fast so eine zweifache
Refexionsebene ist. Also einerseits sozusagen. Dass die Designerinnen und Designer
selbst als KI -Nutzende ihre Nutzung refektieren und gleichzeitig aber auch die
sozusagen die Gestaltung von KI -Technologien und eben die Interaktion von anderen
Nutzerinnen und Nutzern auch mitgestalten und refektieren müssen, also sozusagen
auf zwei Ebenen.
00:12:14 SPEAKER_00
Genau, ja. Also in dem Fall der InteraktionsdesignerInnen ist das auf jeden Fall so. Also
das sind ja die ProduzentInnen, die später diese Systeme oder Teile dieser Systeme zur
Verfügung stellen.
00:12:26 SPEAKER_01
Du hast das ja schon jetzt mehrfach erwähnt sozusagen, dass es ja um die Gestaltung
von Interaktionen geht und das hat natürlich auch irgendwie Einfuss auf das
Seminarformat, das du selber gestaltest sozusagen. Und vielleicht kannst du dazu
nochmal ein bisschen genaueres sagen. Es ist, glaube ich, schon ein bisschen ein
anderes Seminarformat, als man das vielleicht aus anderen Studiengängen kennt. Und
ich glaube, das wäre ganz interessant, da nochmal einen Einblick zu haben.
00:12:51 SPEAKER_00
Das ist auch ein bisschen spezieller bei uns hier in Magdeburg und aber auch generell
im Design. dass man im Design einen sehr hohen Prozentsatz der Arbeitszeit ein eigenes
Projekt durchführt. Das heißt, man hat nicht kleinere Seminarveranstaltungen, die man
besucht, um bestimmte Kompetenzen zu bekommen, sondern man hat eher größere
Einheiten. Das heißt, das Seminarformat, was wir hier haben, nennen wir Projekt. Das
heißt, dieses Projekt ist… das ist jetzt vielleicht ein bisschen theoretisch 15 Credit Points
groß, bedeutet für einen Studierenden, dass die Hälfte eines Semesters, also die Hälfte
der Arbeitszeit, die ein Student im Semester an der Hochschule verbringt, sich mit
diesem Projekt auseinandersetzt. Das ist relativ viel. Normalerweise beschäftigen
Studierende sich mit sechs unterschiedlichen Fächern. Bei uns ist es wirklich so, es gibt
einmal dieses große Fach, das nennen wir das Projektstudium. Und nochmal drei kleine
Fächer, das sind dann eher, wie ich eben schon mal erwähnt habe, die philosophischen
und ethischen Komponenten. Das sind fünf Credit Points, technische Komponente, die
hier auch mit rein spielt. Also im Prinzip haben wir 20 Credit Points. Das ist ein Touch –
Designer -Kurs, da geht es eher wirklich um Technikvermittlung. Und nochmal ein
weiterer Methodenkurs, da geht es um Informationsvisualisierung. Das ist aber eher
eine technische oder methodische Vermittlung. Wir haben hier das Projekt und das
Projekt, da ist das Besondere, dass wir hier die Studierenden absichtlich vor sehr
komplexe Probleme stellen. Das heißt, es ist keine einfache Lösung, die hier erarbeitet
werden soll, sondern es soll wirklich durch einen gesamten Produktionsprozess
gegangen werden für den Studierenden. Das ist für mich einerseits herausfordernd, weil
ich weiß nicht, was da hinten rauskommt. Das hängt immer von der Motivation der
einzelnen Studierenden ab. Das bestimmt natürlich auch sehr stark die Dynamik. Was
ich vorgebe sehr stark, ist die Struktur. Das heißt, am Anfang gehen wir ganz stark in eine
Recherche hinein. Das heißt, wir gehen in eine Thematik rein. Diesmal habe ich, wie
gesagt, dieses Buch als Anfang gesetzt. Wir haben das Buch alle zusammen gelesen.
Und die Rückkopplung sozusagen von dem, was wiedergespiegelt sollte von dem Buch,
war, dass jeder Studierende zu jedem Kapitel Produkte recherchiert. die Teile dieses
Kapitels wiedergeben. Und da habe ich dann immer unterschiedliche Ebenen in der
Widerspiegelung gegeben, Produkte, interaktive Installationen, künstlerische
Installationen, sodass da dann wiederum ein Spektrum an schon existierenden Dingen
zurückrefektiert wurde, die diese jeweiligen Thematik aus den jeweiligen Kapiteln
beleuchten, um daraus wiederum dann ein eigenes Interessensgebiet
herauszuarbeiten. um daraus dann wiederum die ersten Konzepte zu entwickeln, neue
Konzepte zu entwickeln, die einen bestimmten Punkt oder die mussten drei Aufgaben
machen jeder Studierende, die bestimmte Aspekte aus diesem Buch wiedergeben in
einer interaktiven Installation, um dann im dritten Teil auch wirklich einen Entwurf auch
prototypisch umzusetzen und in einer Ausstellung einem Publikum zur Verfügung zu
stellen. um das wiederum evaluieren zu können und dann in einem weiteren Kursteil zu
verschriftlichen, eventuell ein Paper zu schreiben oder aber auch, wenn es eine
künstlerische Arbeit ist, das für eine Ausstellung rauszugeben oder mindestens in einem
Video festzuhalten, sodass man dann auch wirklich was für sein Portfolio hat, was man
mitnehmen kann.
00:16:28 SPEAKER_01
Genau, die Präsentation fand ja im Rahmen der Werkschau statt. Also jedes Semester
sozusagen werden Abschlussarbeiten, Projekte und ähnliches ja im Rahmen der
Werkschau präsentiert. Ich war ja selbst dabei, das war auch sehr gut besucht.
Vielleicht kannst du nochmal ein bisschen auch darauf eingehen, welche Rolle
eigentlich das Thema KI im gesamten Studiengang Interaction Design spielt und bisher
auch gespielt hat, auch gerade vor dem Hintergrund, wie das… curricular sozusagen
eingebunden war bisher?
00:16:58 SPEAKER_00
Also ich habe ja die Professur Interaction Design Technologies, das heißt, ich war auch
wirklich angestellt, um in diesen Studiengang, aber auch im Bachelorstudiengang, die
algorithmische Perspektive von Produkten, also algorithmisch heißt für mich immer
Handlungsanweisung, also auch ein Türgrif hat eine Handlungsanweisung, die
impliziert ist. Das geht für mich vom analogen bis aber auch zum sehr komplex digitalen
Produkt. Und wie ich schon gesagt habe, ich habe das eigentlich von Anfang an, dieses
Data Mining, das Auswerten von Daten, das muss dann in Datenerkennung immer
wieder auch reingebracht. Das heißt, mindestens in jedem zweiten Projektkurs, den ich
gemacht habe, war dies immer auch Thema. Meistens im Ausstellungskontext, weil ich
auch da im Ausstellungskontext in meiner berufichen Praxis auch tätig bin. Und gerade
in Ausstellungen, die auch immer Vermittlungsformate suchen, wie können die großen
Datenmengen, die sie auch immer wieder mehr in den Museen haben, den
BesucherInnen auch zugänglich gemacht werden. Das heißt, das spielte in meinen
Projekten eigentlich immer wieder eine Rolle. Aber auch sonst, wie gesagt, seit
anderthalb Jahren, zwei Jahren, ist dieses AI -Thema in aller Munde, wird angewandt.
kann auch wirklich praktisch als Werkzeug angewendet werden. Und in diesem
Zusammenhang sind wir im Design eigentlich jetzt immer weiter auch dran und gucken,
wie können wir AI wirklich auch als Werkzeug einsetzen, so wie man eben auch
Photoshop oder einen Stift oder sonst was einsetzt. Und da gibt es zum Beispiel dann
auch Kurse Co -Creation with Artifcial Intelligence. Das macht jetzt hier meine Kollegin
Stefi Husslein. Und da geht sie wirklich mit einer Studierenden auch auf einer
Forschungsreise und sagt, okay, lasst uns in einem, das ist jetzt ein Seminar, fünf Credit
Points eher, lasst uns gucken, was können die Tools? Was können die Bildgeneratoren?
Bis wie weit können wir wirklich Einfuss nehmen auf das, was die uns rausspucken?
Oder bekommen wir hier eigentlich nur Klischees wiedergespiegelt? Und da ist eben
auch immer auch die Fragestellung dahinter. Also es ist immer nicht nur Co -Creation
mit AI. Und ich zeige euch jetzt mal, wie es geht, sondern es ist eigentlich mit den
Studierenden immer eine gemeinsame Suche. Was geht denn überhaupt? Also immer
auch mit einem Fragezeichen dahinter. Und das Spannende in der Werkschau ist
eigentlich dann immer, dass man rumlaufen kann und gucken kann in den jeweiligen
Ergebnissen. Was ging da denn jetzt? Wie weit sind wir denn hier gekommen? Mit
welchem Tool ist was machbar? Und das ist unheimlich befruchtend auch. Und da
lernen die Lehrenden meistens genauso viel wie die Studierenden dann auch nochmal.
00:19:39 SPEAKER_01
Genau, das passt ja im Prinzip auch zu dem Kontext, in dem wir auch auf
gesellschaftlicher Ebene ja KI gerade verhandeln und wo ja viel sozusagen experimentell
noch ist, wo noch vieles unklar ist. Was ist KI eigentlich? Wie wird das eingesetzt?
Welchen Status, welche Rolle hat das eigentlich in den einzelnen Prozessen? Vielleicht
wollen wir zum Abschluss nochmal ein bisschen den Blick in die Glaskugel wagen und
ich würde dich da gerne nochmal nach deiner Meinung, nach deiner Perspektive
befragen, welche Auswirkungen eigentlich die immer größere Verbreitung von
generativer KI im Bereich des Designs hat und vielleicht auch damit zusammenhängen
tatsächlich, inwiefern sozusagen das Thema auch in Zukunft im Curriculum des
Interaction Designs zum Beispiel eine Rolle spielen wird, sich entwickeln wird.
00:20:25 SPEAKER_00
Also das, was ich aus der Praxis mitbekomme, nimmt KI einfach eine immer stärkere
und größere Rolle ein, weil viele Menschen probieren sich eben gerade an dieser AI auch
aus. Also ich kenne FotografInnen, ehemalige KommilitonInnen von mir, die merken, wie
die Aufträge runtergehen, weil die Leute jetzt die Fotos selber machen, eine AI geben
und die AI macht einem die Fotos dann schön, in Anführungsstrichen. Zumindest so,
dass die für die meisten ausreichen. Ich kenne einige GrafkdesignerInnen, die haben
Flyer gemacht und haben sich mit Postern über Wasser gehalten und so. Auch das
bricht alles weg, weil die Leute machen sich die Flyer mittlerweile zum Teil auch selber.
Was bedeutet das jetzt für die Curricula, die wir natürlich haben? Das heißt, wir müssen
natürlich auch gucken jetzt hier, dass wir unsere Studierenden eben befähigen, mit AI
eben in eine Co -Kreation zu geben. Es wird wahrscheinlich immer mehr dazu eben
kommen. dass wir die AI als Co -Creator haben. Der klassische Mensch, der Fotos
freistellt, den wird es einfach nicht mehr brauchen. Das wird wahrscheinlich alles die KI
auch übernehmen. Das wird immer mehr einfach auch zu einem der vielen Tools
werden, die wir im Design haben. Und da müssen wir halt auch gucken, wenn wir jetzt
das Werkzeug AI einfach mal sehen, wie kann man mit dem sinnvoll arbeiten. Und jetzt
mal so auf Prüfungsleistung bezogen. Da haben wir einfach jetzt auch immer mehr
geguckt, dass uns auch immer wichtiger wird der Weg, wie etwas entwickelt wird. Das
heißt, es ist nicht mehr der Text am Ende, der stimmen muss, sondern der Weg, wie ich
zu dem Text gekommen bin. Und gerade diese Veränderung führt natürlich dazu, dass
man dann auch durchaus AI nutzen kann für seinen Entwurfsprozess. Aber dann muss
man eben zeigen, warum man wann welche Designentscheidungen getrofen hat. Also
dass nicht die AI im Hintergrund irgendwas macht und dann ist es fertig, sondern man
aktiv versucht eben einzugreifen auf das Design und dann aber immer noch zeigt als
Mensch, wo es lang geht und dann das Design immer noch steuert. Und da geht es
einfach ganz stark dahin, dass man den Weg einfach darlegen muss, den man gegangen
ist.
00:22:36 SPEAKER_01
Und da
00:22:42 SPEAKER_01
Du hast von AI als Tool, als Werkzeug sozusagen gesprochen, aber würdest du vielleicht
auch sagen, dass im Bereich des Designs diese Co -Kreation, dass das vielleicht der
Werkzeugbegrif dem gar nicht mehr so gerecht wird, sondern dass sozusagen eher
dieser Zusammenhang zwischen Mensch und Technik nicht mehr so trennbar ist, dass
es vielleicht ein anderes Level hat, die KI, als nur ein reines Werkzeug zu sein?
00:23:07 SPEAKER_00
Ja, da müssten wir jetzt nochmal Werkzeug genauer defnieren, aber wahrscheinlich
geht das weit darüber hinaus, weil natürlich schon sehr fortgeschrittene Designs, sage
ich mal, von diesem Werkzeug in Anführungsstrichen vorgelegt werden. Ich fnde, die
Herausforderung für jemanden, der eine KI korrigiert, ist sehr viel höher. sagen wir mal,
Texte schreiben ist oder nicht so gut in einer Bildcollage ist und nicht so gut
Bildmessages dekodieren kann, warum welche Symboliken, Vordergrund, Hintergrund,
Ober – und Unterperspektive, wie auch immer, zusammenhängen. Wer das nicht sieht,
kann eben auch die KI nicht korrigieren. Das ist halt ein so hochentwickeltes Werkzeug,
dass man eigentlich als der Supervisor dieses Werkzeugs einfach auch sehr viel besser
sein muss als dieses Werkzeug. Und da sehe ich eigentlich gerade die große
Herausforderung, dass viele Menschen einfach nur so sagen, der Text ist doch super,
dankeschön, tschüss. Und aber nicht mehr diesen Text refektieren, auch nicht mehr die
Muße haben, ihn zu refektieren. Für die Studierenden ist das, glaube ich, schwierig, weil
die kommen sehr schwer in diese Position etwas. so gut refektieren zu können, weil sie
vorher schon aufgeben, sage ich mal, und schon kapitulieren vor der Maschine, die
einem da einfach schon einen so guten Text hinlegt, dass die eigentlich dann, dass man
sich mit seinem schlimmen Text gar nicht mehr, also dass man da gar nicht mehr auf
diese Stufen hochkommt oder so. Da weiß ich noch nicht, wie man das in den Grif
kriegt, sage ich mal.
00:24:47 SPEAKER_01
Ist also auch eine Herausforderung sozusagen im Rahmen der Lehre. Wie man damit
dann umgeht sozusagen. Ja, auf jeden Fall.
00:24:52 SPEAKER_00
Ja, auf jeden Fall. Also man braucht eigentlich nicht mehr Aufgaben zu stellen.
Schreiben Sie mir einen Text von fünf Seiten mit dem und dem und dem und dem Inhalt,
weil dann liest man nur noch KI -Texte. Also das wird echt schwierig. Das heißt, es geht
wirklich bei uns im Design sehr stark auf Variantenbildung, Selektion von Varianten und
auch das Begründen, warum man welche Variante weiterentwickelt hat und wohin man
sie weiterentwickelt hat.
00:25:16 SPEAKER_01
Schön. Vielen Dank auch für diesen Blick in die Glaskugel. Das ist ja mal nicht ganz so
einfach. Da kann man sich natürlich auch ein bisschen in die Nässe hinsetzen im
Zweifel. Aber wir sind ja alle sozusagen gerade dabei herauszufnden, was das eigentlich
ist, künstliche Intelligenz und was das mit uns und der Gesellschaft macht. In diesem
Sinne möchte ich dir danken für deine spannenden Einblicke, die du uns gegeben hast,
einerseits in das Seminar Explaining AI, aber auch in deine Perspektive auf KI im Bereich
des Designs. Und danken möchte ich natürlich auch allen Hörerinnen und Hörern für
ihre Aufmerksamkeit. Hören Sie bei Interesse auch gerne in eine vorherige oder
zukünftige Folge unseres Podcasts hinein.
00:25:55 SPEAKER_02
Der KI Insights Podcast ist eine Initiative des Projekts SACI, der zentralen Anlaufstelle für
innovatives Lehren und Lernen interdisziplinärer Kompetenzen der KI der Hochschule
Magdeburg -Stendal, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.