Interview mit J. Brandmaier – Masterarbeit über die Erarbeitung und prototypische Umsetzung des KI-Projekts „StadtmosAIk“

Beitrag - KI Auswirkungen

Autor*in: Peter Kann |

25. März 2025

stadtmosaik documentation 1 (c)joseph brandmaier

Bildquelle: Joseph Brandmaier

Joseph Brandmaier hat im Jahr 2024 seinen Masterabschluss im Interaction Design mit der Erarbeitung und prototypischen Umsetzung des KI-Projekts „StadtmosAIk, betreut von Prof. Dominik Schumacher und Dr.in Sandra Geschke, erworben. Über das Projekt, welches sich mit dem Einsatz von generativer KI im partizipativen Städtebau beschäftigt, sind wir mit ihm ins Gespräch gekommen. Lesen Sie hier das Interview (Auszüge):


PK
: Hallo Joseph Brandmaier. Es freut mich sehr, dass wir heute ins Gespräch über
dein Masterprojekt kommen können. Dieses hat sich ja einerseits mit dem Thema
Bürgerbeteiligung in städtischen Planungsprozessen und andererseits mit dem
Einsatz von KI in diesem Kontext beschäftigt. Vielleicht kannst du ganz kurz zum
Einstieg ein bisschen sagen, in welchem Kontext das Projekt entstanden ist und was vielleicht auch deine individuelle Motivation war.


JB
: Also ich bin mittlerweile abgeschlossener Master im Interaction Design. Das heißt, ich bin ja hauptsächlich als Designer grafisch unterwegs gewesen bisher und ich bin jetzt auf dem Weg mehr in Richtung User Experience Design zu gehen. Und ich habe mich für meinen Master zum Thema „Re/Imagine Urban Spaces“ damit beschäftigt, wie generative KI im Kontext von Städtebau und Bürgerbeteiligung Anwendung finden kann. Das heißt, wenn man Bürgerbeteiligungsprojekte hat für städtebauliche Projekte, für den öffentlichen Raum, wie könnte man da generative KI und dann eben im weiteren Verlauf spezieller Bildgeneratoren verwenden, um die Probleme zu bewältigen, die dabei aufkommen. Und dafür habe ich den Prototypen StadtmosAIk entwickelt und prototypisch umgesetzt, das so ein bisschen der Idee folgt: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, d. h. wie könnte es helfen, wenn man bei der Bürgerbeteiligung selbst zum Gestalter wird und Bilder mit dieser KI generieren kann?


PK
: Da schließt sich ein bisschen die Frage an, was das Problem oder die
Herausforderung im Kontext von Bürgerbeteiligungsprozessen ist, dass du da
gesehen hast und das dich motiviert hat, dich damit zu beschäftigen? Inwiefern gibt es da Schwierigkeiten bei der Beteiligung von Bürgern in städtebaulichen Prozessen, vielleicht auch von spezifischen Gruppen?


JB
: Es gibt so viele Stellschrauben, wo man ansetzen könnte. Für mich war das Problem relevant, dass es bei Bürgerbeteiligung oft das Gefühl gibt, dass die Leute
mehr informiert werden und man ihnen quasi Informationen zuspielt zu Projekten, die schon im Laufen sind und wo der Eindruck aufkommt, das ist jetzt schon abgeschlossen, da kann man jetzt nicht mehr mitmachen und daher ist die Beteiligung eigentlich oft wenig beteiligend. Und die Entscheidungen und Prozesse waren doch auch intransparent, Aber nicht nur von der offiziellen Seite, die die Leute beteiligt, sondern auch andersherum gab es dann Probleme, wenn die Beteiligung zu spät angestrebt wurde. Das Interesse unter den Bürgern, sich zu beteiligen, stieg erst mit der Zeit, aber der beste Zeitpunkt Bürger zu beteiligen ist eigentlich eher am Anfang des Projekts. Das heißt, je mehr das Interesse stieg, desto weniger Möglichkeiten gab es, sich zu beteiligen.


PK
: Und dann hast du generative KI eingesetzt, um das besser zu ermöglichen. Wie bist du darauf gekommen, dass es gerade damit geht?

JB
: Das waren mehrere Gründe. Also einerseits hat mich das Thema als Designer
interessiert und ich wollte schauen, wie kann ich mit der KI arbeiten. Und ich habe
wahnsinnig viel Potenzial darin gesehen, dass man jetzt dieses Werkzeug hat, dass
einfach dieses ganze Know how der Gestaltung ein bisschen abnehmen kann. Das
heißt, du hast plötzlich Laien, die mit relativ wenig Aufwand sehr hochwertige Bilder
gestalten können. Und jetzt war die Frage, man kann diese Bilder gestalten, was kann man damit machen? Und da mich die Frage, wie man mit öffentlichen Stellen
kommunizieren kann und wie man dort quasi die Probleme lösen kann sehr interessiert, war dann die Idee zu schauen, wie kann ich generative KI nutzbar machen für Bürgerbeteiligung, um da zum Beispiel die Kommunikation zu verbessern.


PK
: Und Gruppen, die tendenziell unterrepräsentiert sind, inwiefern profitieren die
denn insbesondere von dem, was du gemacht hast mit StadtmosAIk?


JB
: Ich habe mich dann mehr und mehr darauf konzentriert, dass ich vor allem junge
Menschen damit ansprechen will. Das heißt Schüler und irgendwie Menschen, die
gerade im Studium sind, also unter 30, würde ich sagen. Ältere Menschen haben
grundsätzlich mehr Interesse an Beteiligung. Die haben mehr Zeit, die kennen sich
schon ein bisschen mehr aus. Ihnen liegt mehr an ihrer Heimat und daher sind sie
einfach daran interessiert mitzureden. Da ist quasi so diese Überschneidung Zeit und Interesse sehr groß, während zum Beispiel Familien die Kinder haben, die haben nur zu bestimmten Zeitpunkten Zeit, das heißt sie können unter der Woche nicht, die können abends nicht, da geht vielleicht mal ein Samstagnachmittag. Junge Menschen haben oft das Interesse noch nicht, weil ihnen noch nicht so ganz klar ist, was das bedeutet, für ihre Heimat mitzuentscheiden oder sie haben gar nicht das Gefühl, dass sie zu Wort kommen würden. Die Idee ist, dass StadtmosAIk natürlich einerseits, da man mit KI arbeitet, sowieso eher jüngere Bevölkerungsgruppen ansprechen wird, weil die sich mehr damit auseinandersetzen. Für die ist diese Technologie nicht so was Fremdes. Das heißt, sie haben mehr Lust darauf oder weniger Zweifel daran, dass ihnen diese Technologie helfen könnte in solchen Prozessen. Andererseits war da
eben auch dieser Unterschied im Wissen, den quasi junge Leute zu älteren Menschen, aber auch Bürger im Vergleich zu Fachexperten haben. Diesen Unterschied auszugleichen, indem man ihnen hilft, noch einmal anders und potenziell mehr ihre Ideen zu kommunizieren mit KI, war das Ziel.

PK:
Wie hast du es eigentlich umgesetzt? Also was steckt technisch auch ein Stück
weit dahinter?

JB
: Das Konzept, dass ich entwickelt und mit einem Programmierer dann prototypisch umgesetzt hatte, war einen Wortbaukasten zu entwerfen, der verschiedene Begriffe enthielt. Ich schätze mal zirka 80 verschiedene Begriffe, in verschiedene Kategorien unterteilt. Man kann eine Promptvorlagebestimmte Räume beschreibt, dann gezielt mit Promptschnipseln füllen, das heißt durch die Auswahl verschiedener Worte in diesem Prototypen, indem man verschiedene Buttons anklickt. Damit kann man quasi diesen Prompt langsam ausfüllen und mehr und mehr individualisieren zu dem, was man selber zeigen will.
Das sind alles so Auswahlmöglichkeiten, die man hat und diese promptet. Man braucht dann keine große Vorplanung, wenn man einfach nur von den Leuten wissen will: Wie erlebt ihr Räume, stellt mal in Bildern dar, wie ihr einen Stadtplatz tagsüber erlebt, wie ihr euch nachts darauf fühlt. Das zielt schon darauf ab, eine relativ frühe Beteiligung anzustreben, damit die Stadtplaner, auch schon bevor sie anfangen, einen Eindruck haben, was so die Problemräume sind.
Wenn ich das Projekt mit genügend Ressourcen umsetzen könnte, wäre das natürlich nicht der Weg, den ich generell einschlagen würde. Da wäre es dann eher, dass ich wirklich gerne eine ganz eigene KI hätte, die ich selbst trainieren kann und die das dann visualisieren könnte. Ein Problem ist jetzt, dass jedes Mal, wenn man das Bild verändern will, man ein neues Bild generieren muss. Das heißt, man kann nicht das alte Bild einfach anpassen und das würde ich gerne noch verändern.

PK
: Und du hattest auch konkret Feedback von Stadtplanerinnen und Stadtplanern
bekommen, auf das, was du gemacht hattest?

JB
: Genau, ich hatte das Ganze eben im Rahmen der Baukultur Tage in Regensburg testen können. Dafür war ich sehr dankbar, weil das wirklich eine sehr spontan zusammengewürfelte Gruppe an Testern war, die sich das Ganze anschauen konnten.
Dort hatte ich auch die Möglichkeit, mit Stadtplanern, mit Leuten, die sich mit
Bürgerbeteiligung auch sehr gut auskennen und auch mit Architekten über das Ganze zu sprechen und habe vor allem von den Fachexperten sehr unterschiedliche Rückmeldungen auf das Konzept, wie es jetzt gerade ist, bekommen.

PK
: Planst du mit Blick darauf, das Konzept in Zukunft weiterzuentwickeln und
vielleicht auch dieses Feedback dann wieder mit aufzunehmen? Oder ist das für dich thematisch erst einmal mit der Masterarbeit beendet?

JB
: Also im Moment bin ich noch ein bisschen am überlegen, wie ich es mache. Ich habe ja durch die Interviews, die ich geführt habe und durch das Projekt, also durch die Baukultur Tage so ein bisschen Kontakte knüpfen können. Aber ich finde es
wirklich ein sehr spannendes Projekt und denke, es hat viel Potenzial, vor allem durch die Interviews, die ich dann noch geführt habe. Das heißt, ich hätte auf jeden Fall Lust, das weiterzuverfolgen, wenn ich die richtigen Ressourcen an die Hand bekomme.

PK:
Dann drücke ich die Daumen, dass du auch über die Masterarbeit hinaus an dem Projekt weiterarbeiten kannst. Vielen Dank erstmal für das Interview und viel Erfolg bei der Partnersuche für die Weiterführung des Projekts.

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Bildquelle: Joseph Brandmaier

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