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Dieser Artikel wirft einen Blick auf die zehnte internationale Konferenz der European Communication Research and Education Association (ECREA) 2024 und fokussiert dabei insbesondere die Thematisierung von KI im Rahmen der Konferenz.
ECREA 2024 – Themenschwerpunkte zu Künstlicher Intelligenz und Algorithmischen Kulturen
Die European Communication Research and Education Association (ECREA) veranstaltete 2024 in Ljubljana ihre zehnte internationale Konferenz, die sich der Erforschung und Diskussion aktueller Herausforderungen und Trends in der Kommunikationswissenschaft widmete. Unter dem Titel „Communication & Social (Dis)Order“ rückten dabei die sozialen, kulturellen und technologischen Wandlungsprozesse in den Vordergrund, die das moderne Kommunikationsumfeld prägen und welche auch zunehmend durch Künstliche Intelligenz (KI) und algorithmische Systeme beeinflusst werden.
Mit weit über tausend Teilnehmenden aus den Bereichen Medien, Kommunikationswissenschaft und angrenzenden Disziplinen bot die Konferenz eine Plattform, um zu diskutieren, wie digitale Technologien und automatisierte Systeme die Medienproduktionen, journalistische Praxis und die öffentliche Wahrnehmung transformieren. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf den Chancen und Risiken von KI und Algorithmen-gesteuerten Systemen, die auch in Themenfeldern wie Journalismus, Bildung, Nachhaltigkeit und sozialer Integration immer tiefere Spuren hinterlassen. Die Vielfalt der vorgestellten Beiträge unterstrich den Anspruch der Konferenz, aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Medien- und Kommunikationslandschaft aus einer kritischen Perspektive zu betrachten und zu gestalten.
Inhaltlicher Überblick zum Thema KI
Verschiedene Konferenzbeiträge widmeten sich der Frage, wie das Publikum KI-generierte Inhalte wahrnimmt und welchen Einfluss algorithmische Systeme auf das Vertrauen in Nachrichtenmedien haben. Studien untersuchten, wie die Öffentlichkeit die Qualität von KI-generierten Nachrichten bewertet und inwieweit Vertrauen oder Misstrauen in KI-generierte journalistische Produkte bestehen, auch im Vergleich zu vom Menschen produzierten Inhalten. Zudem wurde auch untersucht, welche Rolle algorithmische Empfehlungssysteme spielen und wie sich sogenannte „Deepfakes“ auf das Vertrauen in Medien auswirken. Weitere Beiträge analysierten, welche Kriterien die Vertrauenswürdigkeit von virtuellen Influencern beeinflussen und wie Interaktionen mit KI-basierten Assistenten gestaltet werden können, um NutzerInnenbedürfnisse besser zu adressieren.
Ein weiterer Themenschwerpunkt befasste sich mit der Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber algorithmischen Systemen und den damit verbundenen digitalen Ungleichheiten. Sowohl das individuelle Wissen über KI als auch die strukturellen Entscheidungen durch KI werden dabei als ungleicheitsrelevant erkannt. Studien zeigten, dass junge Menschen in unterschiedlichem Maße Bewusstsein für die Mechanismen und Auswirkungen algorithmischer Systeme entwickeln und dass dieses Bewusstsein eng mit digitalen Ungleichheiten zusammenhängt. Ein Fokus lag auf der Vermittlung von Wissen über Algorithmen, das sich nicht nur auf technische Aspekte, sondern auch auf soziale und kulturelle Zusammenhänge bezieht. Einige Studien forderten daher die Schaffung öffentlicher Kampagnen und Bildungsressourcen, die sich gezielt an benachteiligte Bevölkerungsgruppen richten, um so digitale Ungleichheiten zu reduzieren.
Beiträge in diesem thematischen Feld diskutierten die Wechselwirkungen zwischen KI-Infrastrukturen und ökologischen Nachhaltigkeitszielen. Beispiele umfassten die Ressourcenverbräuche von Rechenzentren, die ökologischen Auswirkungen von KI-basierten Infrastrukturen am Beispiel von Aquakulturen oder auch nachhaltige Marketingstrategien in KI-gestützten Agenturen. Zudem wurden praxisorientierte Ansätze untersucht, um KI-Infrastrukturen nachhaltiger zu gestalten. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit ökologische Aspekte in die Entwicklung und den Betrieb von KI-Technologien zu integrieren – ein Aspekt, der auch für Hochschulprogramme in Umwelt- und Technologiewissenschaften zunehmend relevant wird.
Der vierte Schwerpunkt widmete sich den ethischen Fragen und gesellschaftlichen Narrativen rund um KI, insbesondere mit Blick auf die Profession des Journalismus. Ein zentrales Thema war, wie durch kritische KI-Forschung gesellschaftliche Vorstellungen und Hypes um KI dekonstruiert werden können. Weitere Beiträge beleuchteten die öffentliche und journalistische Diskussion über Deepfakes sowie die Herausforderungen, die mit der Nutzung generativer KI-Tools in Nachrichtenmedien verbunden sind. Deutlich wurde dabei, dass die Bedeutung einer kritischen Auseinandersetzung mit KI-Narrativen und ethischen Fragestellungen sowohl für die mediale Praxis als auch für die Hochschullehre im Kontext der Profession von Relevanz sind.
Der praktische Einsatz von KI-Tools in der journalistischen Arbeit und Bildung stellte ein weiteres zentrales Thema dar. Verschiedene Beiträge untersuchten, wie KI den Journalismus verändert, indem sie beispielsweise die Verständlichkeit von datengetriebenen Nachrichten oder die Entwicklung neuer journalistischer Fähigkeiten analysierten. In der Bildungsforschung wurde untersucht, wie Daten- und Medienkompetenz durch praxisorientierte KI-Workshops gestärkt werden können. Diese Studien zeigten darüber hinaus auf, wie KI in die Ausbildung integriert werden kann und welche neuen Anforderungen an Kompetenzen und Praxis im Journalismus entstehen.
Fazit
Die ECREA 2024 Konferenz zeigte auf, wie facettenreich und komplex die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI und algorithmischen Systemen auch aus Sicht der Kommunikationswissenschaften sind. Die Forschungsergebnisse der vorgestellten Studien bieten dabei wichtige Impulse, um hochschulische Lehrinhalte zu erweitern, die Medienkompetenz zu stärken und Studierende für die ethischen und sozialen Herausforderungen von KI zu sensibilisieren.
Bildquelle: Peter Kann